Das menschliche Nervensystem ist ein komplexer „Apparat“, der bei der kleinsten Störung die gesamte Funktion des Körpers aus dem Gleichgewicht bringen kann. Denn ist beispielsweise bereits ein einzelner Wirbel nicht mehr in Position (Subluxation genannt), kann sich das auf die Funktionsweise des betroffenen Nervs auswirken. Gründe für eine Subluxation kann es übrigens ebenso viele geben, wie Arten und Beschwerden, in denen sich diese auf das System und somit auch auf den Körper auswirken können.
Deshalb verstehen wir Chiropraktiker unsere Arbeit als Arbeit am Nervensystem, indem wir die Wirbelfehlstellungen mit den verschiedensten Techniken aufheben. Dass soll nicht nur Beschwerden ein Ende bereiten, sondern die Ursache beheben. Denn nur wenn man das Problem selbst ins Visier nimmt, lässt sich dieses wirklich aus der Welt schaffen. Aber was bedeutet das? Und das genau versteht man in der Medizin und in der Chiropraxis unter dem System der Nerven?
Unter dem Systema nervosum versteht man den Teil des menschlichen Organismus, der für die nervale Wahrnehmung, Verarbeitung, Deutung und Steuerung verantwortlich ist, die beim Einfluss auf verschiedenste Reize die körperlichen Sinnesorgane auftreten und verarbeitet werden müssen. Reize müssen jedoch nicht nur Schmerzen sein, auch wenn diese ein häufiges Beispiel darstellen. Denn nehmen wir den Schmerz als schlechten und warnenden Reiz, handelt der Organismus, indem er diese Information an das Gehirn weitergibt, welches dem entsprechenden Körperteil oder dem ganzen Körper den Befehl zum weiteren Handeln gibt.
Dieses Handeln hängt stets vom Herd des Schmerzes ab. Somit könnte eine typische Reaktion auf eine Quetschung der Finger das Zurückziehen der Hand sein. Ähnlich reagiert unser Körper, wenn bestimmte Körperteile durch übermäßige Hitze oder Kälte gereizt werden. Aber, wie bereits angedeutet, sind Schmerzen nur eine Unterart von unzähligen Reizen, die das Systema nervosum deutet, verarbeitet und weitergibt. Denn es gibt ebenso angenehme Reize, menschliche Berührungen als auch optische oder geruchliche Eindrücke, weiter.
Übrigens weisen selbstverständlich nicht nur Menschen nervale Impulse auf, sondern nachweislich alle Säugetiere und auch zahlreiche andere Tier- und Insektenarten. Allerdings behalten wir uns hier vor, uns ausschließlich näher mit dem menschlichen System der Nerven zu beschäftigen. Das Systema nervosum bildet den Regelkreis des Verhaltens des Körpers auf äußere und innere Reize. Um dies umsetzen zu können, besteht der menschliche Organismus aus zahlreichen miteinander vernetzten Nervenzellen. Diese Nervenzellen werden grundlegend in zwei Arten unterteilt – es gibt die Neuronen und die Gliazellen.
Neuronen sind für die reine Übertragung und Verarbeitung von Reizen und Impulsen zuständig, während Gliazellen eher zum Schutz und als Stütze des Nervensystems und der Neuronen dienen. Neuronen werden auch als Nervenzellen betitelt und werden zusätzlich in vier verschiedenen Arten und noch einmal anhand ihrer Funktion unterteilt. Denn Neuronen können nicht nur bipolar, unipolar, pseudounipolar und multipolar zusammengesetzt sein, sondern können auch eine rein motorische, eine sensorische oder eine interneuronale (vereinende) Aufgabe haben. Übrigens: Ein Nerv besteht aus Millionen gebündelten Neuronen.
Allerdings unterscheidet man nicht nur bei den Nervenzellen zwischen verschiedenen Arten, sondern auch beim Systema nervosum. Dieses wird ebenfalls nach funktionellen und topografischen Aspekten unterteilen, wobei in der typischen Gliederung stets alle Aspekte miteinander verbunden werden. In der Regel unterscheidet man beim menschlichen Organismus und dem nervlichen System erst einmal zwischen dem zentralen (dem ZNS) und dem periphere Systema nervosum (PNS).
Weitere Formen sind das somatische Systema nervosum (das willkürliche System) und das vegetative (das unwillkürliche System), das sympathische, das parasympathische und das enterische Systema nervosum (kurz ENS genannt). Das zentrale nervale System befindet sich im Schädel, Hirn und Halswirbelsäulenbereich. Verlassen die Nervenbahnen diesen Bereich, spricht man vom PNS, obwohl beide Nervensysteme nahezu „nahtlos“ ineinander übergehen. Hier ist es also die Lage, die über den Titel des Nervensystems bestimmt. Innerhalb des eigentlichen Nervensystems wird schließlich zwischen den motorischen und sensorischen Neuronen unterschieden.
Der gesamte menschliche Organismus besteht nach wissenschaftlichen und medizinischen Schätzungen aus 30 bis 40 Milliarden Nervenzellen. Die Neuronen, die im Hirn, im Schädel und im oberen Wirbelbereich zu finden sind, gelten als der wichtigste Teil der gesamten Nervenverbindung. In der Chiropraxis weiß man aber, dass die Theorie hier oftmals nicht ganz mit der Praxis übereinstimmen muss. Denn schon die kleinste Fehlfunktion eines Nervs kann das gesamte System durcheinanderbringen. Die Folge können Schmerzen aber auch Beschwerden, die in ihren Formen und Ausmaßen kaum unterschiedlicher sein könnten, sein.
Eine der häufigsten Ursachen für Beeinträchtigungen des Nervensystems ist eine Fehlstellung des Körpers – zum Beispiel bei dauerhaften Fehlbelastungen der Wirbelsäule oder aber bei Verletzungen durch einen Unfall oder Ähnlichem. Wirbelfehlstellungen können den Nerv beispielsweise stark irritieren, sodass ein abgeschwächter oder falscher nervaler Impuls gesendet wird. Schmerzen sind aber nur die eine Seite, die sich bei Fehlfunktionen des Nervensystems zeigen kann.
Eine weitere ist die, dass der Nerv nur sehr geringe Impulse sendet, die nicht ausreichend verarbeitet werden. Sprich: Die Patienten spüren keine Schmerzen oder Beschwerden, obwohl dies eigentlich sinnvoll wäre. Die Folge sind hier häufig Spätfolgen wie mögliche Organfehlfunktionen, die oft erst Jahre später bemerkt und so als Alterserscheinungen abgetan werden. Ein Gang zum Chiropraktiker kann aber vorzeitig Abhilfe schaffen: indem dieser Fehlfunktionen erkennt, diese gezielt behandelt und eine bestmögliche Funktion des Nervenapparates wiederherstellt.